Wozu? Warum? Braucht man Ihn? Mit Trauer, hier geht es für mich nicht nur um den Verlust eines Menschen, es kann auch der Verlust von Arbeit, eines geliebten Tieres, etc, muss ich nicht alleine zurechtkommen. Diesen Artikel schreibe ich ohne Anspruch an einen religiösen Ansatz. Er soll Gedanken zum Fließen bringen, indem Rituale als Werkzeug für eine Auseinander-setzung mit der Trauer dienen können.
Der bekannteste TrauerRaum ist wohl der Friedhof. Ich mag ihn. Egal wo ich bin, gehe ich gerne dort hin. Erzählt er doch so viel, wenn man hinhört. Auf mich wirkt dieser Ort erdend, beruhigend und lässt mich ganz im Jetzt sein. Und er ver-mittelt mir Stille. Ein FRIEDVOLLER ORT, wie schon der Name deutet: Ein Hof des Friedens, der zum Innehalten einlädt.
Obwohl bei vielen Menschen der Tod als endgültiges Aus, deklariert ist, sehe ich das darin nicht so. Oft stelle ich mir die Fragen: Ist es denn tatsächlich das Ende? Das absolute Aus? Oder ist es ein Beginn von etwas Neuem? Ist es Neuland?
Friedhöfe sind Ruhestätten. Platz des Gedenkens, der Trauer und Einkehr, der Ort für Verstorbene – meist begleitet vom religiösen oder weltlichen Ritus, klar abgegrenzt vom Ort der Lebenden.
Jetzt, zur Zeit um Allerheiligen berührt das Thema TOD fast jede(n).
Er verändert. Mit dem Tod eines geliebten Menschen verliert man vieles, aber nie die gemeinsame Zeit. Konfrontiert mit Emotionen, Gefühlen, Erinnerungen, Kummer, Sorgen, Hoffnungslosigkeit, Tränen. Trauer braucht Raum und Zeit, denn sie ist Antwort des Herzens auf einen tiefen Verlust.
Bei meinem Spaziergang durch die Innenstadt von Salzburg
entdecke ich
trauer raum
Der Trauer Raum geben
In der Margarethenkapelle im St. Peter-Friedhof
sind Stationen & Rituale, nachhaltige Gedanken
zur Trauerbewältigung installiert.
Eine stille Möglichkeit dem Thema TRAUER RAUM zu geben.
Ich betrete diesen Kapellen.Raum, ich kenne sie von früheren Besuchen. Mir eröffnet sich ein Raum, der durch Nischen, viele Bereiche zum Thema TRAUER offenbart. Begleitet von wunderbaren Blumenarrangements, herrlichem Duft nach Weihrauch und Kerzenschein. Und Stille und Einkehr. Gedanken zum Tod, der mich mein Leben wieder näher bringt, die meiner Seele und meinem Geist gut tun. Vielleicht auch dir!
AUF UNTERSCHIEDLICHE ART & WEISE
Blumen, Blüten, Zweige, Zapfen, Rispen, Früchte, Farben, Formen eine Symbolsprache, die eine ganz besondere Sprache sprechen. Eine nonverbale zwischenmenschliche Kommunikation, die im Herzen ankommt. Symbole für Vergänglichkeit, für Wachsen, Gedeihen und Vergehen. Ein immerwährender Kreislauf. Das Betrachten einzelner Blumen, als Teil der Natur, können uns Menschen dazu dienen, gegenwärtig zu sein und zur Stille zu finden. In diesem Moment schenken wir ihnen persönliche Aufmerksamkeit. Sie mal genauer hin!
Wir sammeln das Harz dieser Bäume. Wir legen das Harz auf eine heiße Kohle und es beginnt zu schmelzen. Aus dem Harz wird ein wunderbarer Duft. Dieser Harz-Duft ist der WEIHRAUCH.
Weihrauchkörner sind wie unsere Verletzungen. Der Weih-Rauch kann uns ZEICHEN zeigen.
EINEN VERSUCH IST ES AUF JEDEN FALL WERT: Legen wir unsere Verletzungen auf heiße Kohlen und erlösen sie. Lassen wir sie in Rauch aufsteigen.
WEIHRAUCH wunderbarer Duft
In Afrika wachsen Bäume.
Sie tragen Harz in sich.
Oft sind Bäume verletzt.
Dann rinnt das Harz heraus.
An der Luft wird es hart.
Es verschließt die Verletzung.
Wir Menschen sind oft wie Bäume mit Wunden.
Wir tragen die Verletzungen der Seele in uns.
Die Verletzungen der Seele werden auch fest.
Aber diese Verletzungen sind in uns verborgen.
Verletzungen der Seele machen uns hart.
Verletzungen der Seele machen uns verschlossen.
TRAURIG SEIN
Ich will still werden.
Ich will schweigen.
Ich will traurig sein.
Ich will weinen.
Ich will tiefen Schmerz zeigen.
Ich will klein werden.
Ich will klagen.
Ich will außer mir sein.
Ich will einfach ich sein.
Ich will meiner Trauer Raum geben.
Um meine Tränen irgendwann zu trocknen.
Um mir wieder Hoffnung zu schenken.
Damit ich nach vorne blicken kann.
Und Freude wieder mein Herz beglücken kann.
Ich wieder in meinem Herzen frei bin.
SAND,
SYMBOL FÜR VERGÄNGLICHKEIT
Nimm Sand in deine Hand. Knete ihn fest zu einer Kugel.
Drücke dann mit dem Finger ein Loch in die Kugel.
Schnell wird das feste Gebilde zwischen deinen Fingern zerrinnen.
Eines Nachts hatte ich einen Traum. Ich ging am Strand entlang.
Und Bilder aus meinem Leben flackerten auf.
Und ich sah meine Spuren der Vergangenheit im Sand.
Viele solcher Bilder zogen an mir vorüber. Ich erschrak, als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Lebensweges keine Spur
zu sehen war. Das waren die schwersten Zeiten meines Lebens.
Und warum war da keine Spur zu sehen? Da wurde ich getragen,
von wem auch immer. *
DEN TAG NICHT MIT DEN SCHERBEN VON GESTERN BEGINNEN
Das Gestern, alle Wochen, Tage, Stunden, Minuten und Jahre sind vorbei. An ihnen können wir nichts mehr ändern.
Hat es Scherben gegeben?
Dann schleppen wir sie nicht herum. Denn sie verletzen uns Tag für Tag. Also lassen wir sie liegen. *
KERZEN ENTZÜNDEN
Kleine Flamme mit großer Wirkung. Der Moment wo sich Zeit und Ewigkeit berühren.
Tausende Kerzen kann man am Licht einer Kerze entzünden, ohne, dass ihr Leben kürzer wird. Wertvolle Augenblicke kann
man im Kerzenschein noch intensiver in Erinnerung holen und Freude für das Vergangene empfinden.
DIE KLAGEMAUER
Ich bin deine Klagemauer, sagt die Mauer.
Ich höre mir deinen Jammer an, sagt die Mauer.
Lade deinen Kummer bei mir ab, sagt die Mauer.
Weine dich bei mir aus, sagt die Mauer.
Schrei deinen Zorn heraus, sagt die Mauer.
Finde Trost bei mir, sagt die Mauer.
So. Und jetzt lächle wieder, sagt die Mauer.
* Text von Irene Unterkofler
Eine Ermutigung, es auszuprobieren.
DAS WEISSE BAND AM BAUM
Binde für einen Menschen, mit dem du dich versöhnen möchtest, ein weißes Band auf einen Baum. Mit der Zeit wird sich dieses Band, durch Witterungsumstände, auflösen.
Die Zeit arbeitet dafür.
Es lohnt sich, es auszuprobieren.
MEIN FAZIT
Egal wo sich der Trauer Raum für einen selbst eröffnet, ob in einem geschlossenen Raum, wie einer Kirche oder in der Natur,
er ist der Orte seiner Trauer Ausdruck zu verleihen. Ein Ort der Tränen, aber auch der Hoffnung und der Zuversicht.
In unserer Gesellschaft wird häufig von den Menschen erwartet, schnell wieder zu "funktionieren" und "nach vorne zu schauen". Doch der eine braucht eine kürzere Zeitspanne, der andere eine weitaus längere. Deshalb braucht es in der Tat Räume, in denen schmerzhaften Gefühlen Ausdruck verliehen werden kann. Trauern ist immer eine Lösung, nie das Problem.
Für mich ist diese Zeit in der Margarethenkapelle ein Geschenk, eine tiefgehende Erfahrung, die mir Frieden, Dankbarkeit und Mitgefühl beschert hat. Ich danke dem "Zufall" dafür.
Und vielleicht bewegt es ja auch dich.
Mit Herzensgrüßen
Roswitha
Fotos vonRIEDL
Einige Gedanken und Anleitungen sind Vorort aufgelegen, sie sind * gekennzeichnet.
Weitere sind von mir verfasst.
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Hinterlasse mir gerne ein Feedback zu diesem Blogpost.
Verena (Donnerstag, 03 November 2022 18:12)
Ein ansprechender Artikel mit sehr schönen Fotos.
Michi (Mittwoch, 02 November 2022 07:40)
Schön geschrieben und sehr ansprechend.
LG
Klaudschi (Dienstag, 01 November 2022 20:18)
Interessanter Artikel. Die Fotos sind wunderschön.
LG Klaudschi
MONA_LISA (Dienstag, 01 November 2022 13:42)
Hallo!
Schöner Artikel. Hab ihn gerne gelesen und sehr schöne Fotos.
Danke dir.
CLEO (Dienstag, 01 November 2022)
Gefällt mir! Sehr viel Gefühl hineingepackt. Tolle Fotos.
LG
Mira (Dienstag, 01 November 2022 12:13)
Sehr schön geschrieben. Geht tief hinein und macht Mut der Trauer anders zu begegnen als gewohnt.
Danke!
Helena (Dienstag, 01 November 2022 11:30)
Danke dir ganz herzlich für deinen Artikel. Er spricht mich sehr an. Von dieser Seite habe ich das Thema Trauer noch nicht betrachtet. Regt zum Nachdenken an.
Beste Grüße von mir
Gerti (Dienstag, 01 November 2022 10:37)
Sehr schöne Bilder,sehr emotional für mich. Danke für diese Gedanken,
Eindrücke,spitze
Manuela (Dienstag, 01 November 2022 09:18)
Sehr schöner und inspirierender Beitrag. Stimmt zum Nachdenken ein.
Liebe Grüße Manu
Clarissa Mag (Dienstag, 01 November 2022 09:10)
Herzlichen Dank für diesen Artikel mit den schönen Fotos. Er geht mir nahe und ist gleichzeitig Balsam für mich. Habe ich doch vor ein paar Monaten meine Mutter in den Tod begleitet.
Und die Trauer begleitet mich noch immer.
Lieben Gruß